Hundetrainer sucht Hund

Auf der Suche

Ich hatte mir grade ein paar Tage Gedanken darüber gemacht, was es denn werden soll. Wann, was, wie, woher, wie alt, Züchter oder Tierheim....

Vorweg muss ich sagen: es kam natürlich anders als geplant. Aber der Reihe nach...

Letzten Sonntag saß ich dann abends auf der Couch und rein zufällig, ohne das ich das wollte oder irgendwer bei Google Suchbegriffe wie "Tierheim Bonn Umgebung" oder "Tiere suchen ein Zuhause" eingeben hätte ;) poppte wie aus dem nichts, die Startseite vom Tierheim Dellbrück auf meinem Laptop auf. Der Mauszeiger bewegte sich wie von Geisterhand Richtung "Mittelgroße Hunde". Naja und dann wars vorbei. Der 2. oder 3. Hund von oben war Molly. Molly? Heißt der Blogg nicht Goia? Richtig, weiterlesen ;)

Molly war, ja wie sagt man das jetzt, genau das was ich nicht machen wollte. Ein zuckersüßer Hund, schön fotographiert, einer mir zumindest inhaltlich unbekannten Rasse (schon klar, ich weiß was ein Shar Pei ist, aber ich hatte noch nie wirklich mit einem zu tun) aus dem Tierheim. Der Hundetrainer sieht ein schönes Foto und alles andere ist egal. Letzte Woche hab ich noch Leute beraten, welcher Hund zu ihnen passen würde, das man sich nicht von Äußerlichkeiten verführen lassen sollte, Hunde vom Tierschutz immer auch ein Überraschungspaket sind usw. Charakter, Wesen und Bedürfnisse des Hundes sind so viel wichtiger für das entspannte Zusammenleben...bla bla bla.... Nein, das stimmt natürlich auch, aber ich hatte Glück :) Ich war natürlich nicht ganz so blind und bevor ich mich weiter um Molly gekümmert habe, habe ich mich erstmal über das schlau gemacht, was ich da vor mir habe: einen Shar Pei Mix. Shar Pei`s? Sind das nicht die hässlichen, chinesischen Faltenhunde, die ihr halbes Leben unter Entzündungen und Ekzemen in den Hautfalten leiden. Streng genommen eine klassische Qualzucht...junge junge was n Hundetrainer. Aber ganz so wars nicht. Einen echten Shar Pei hätte ich wohl nicht gewollt, aber die Mischung machts.

Ich will jetzt mal was ernster werden, denn eigentlich sollen das hier ja auch Tipps und Anregungen für alle zukünftigen Hundebesitzer sein, die grade auf der Suche sind oder sein werden.

Ich hab da also diesen bildhüschen Hund vor mir, Teil einer Rasse mit der ich beruflich noch nie zu tun hatte. Meine Nachbarn früher hatten mal einen... Ich hatte keine Ahnung, was ein Shar Pei so mit sich bringt. Also Rassebuch raus und google fragen.

Hier mal die Rassebeschreibung des VDH:


Beschreibung: Shar Pei (mit Anmerkungen zu den für mich relevanten Punkten)

Mittelgrosser, leb-hafter, (ein kleiner Hund kommt für mich irgendwie nicht in Frage, ein richtig großer aber auch nicht, da ist mir die Lebenserwartung zu kurz) kompakter Hund mit quadratischem Gebäude und kurzer Lendenpartie. Hautfalten am Schädel und am Widerrist, kleine Ohren und ein Fang, der dem eines Nilpferdes gleicht, verleihen ihm ein einzigartiges Aussehen (im Original naja, als Mix n ziemlich schöner Hund..aber das ist Geschmackssache. Die Optik war aber nicht ganz unwichtig, da ich auch mit menschlichen Angstpatienten arbeite, überwiegend Kinder, da schadet ein bißchen "oh wie süß" nicht). Die Rüden sind grösser als die Hündinnen (ach). Verhalten/Charakter(Wesen):
Ruhig, unabhängig, treu, liebevoll zu den Mitgliedern seiner Familie. Der Shar-Pei hat ein vorzügliches Wesen und Temperament. Sein 2000 jähriges orientalisches Erbe sind ein ruhiger, durch nichts aus der Fassung zu bringender Charakter. Er kann gegen Fremde ein wenig zurückhaltend sein, aber er zeigt vollkommene Unterwerfung, Treue und unendliche Zuneigung für seine Familie; er bettelt geradezu um Liebe. (Ich brauche keinen hektischen Kläffer, ich habe einen 1 Jahr alten Sohn. Ich brauche einen Hund, der auch auf hundliche und menschlich Angstpatienten beruhigend wirken kann und nicht gleich zu jedem fremden Menschen oder Hund freudig und selbstverständlich Kontakt aufnimmt, sich nicht von aggressiven Hunden provozieren lässt, mit mir am Fahrrad oder in der Bahn entspannt durch die Stadt fährt. Sie soll ja bei der Arbeit helfen und nicht davon ablenken oder stören. Ich persönlich mag engen Kontakt zu meinem Hund, also solls auch ne menschenbezogene Schmusebacke sein.) Stets ist er gut gelaunt, immer an der Seite seines Besitzers. "Mr. Entertainer", wie man ihn oft scherzhaft nennt, wird schnell Ihr Herz erobern (Da sag ich wieder nur: 1jähriger Sohn und Arbeit mit Kindern...). Der Shar-Pei ist der ideale Haushund und ein vorzüglicher Wächter (Bonn = Einbrecherhauptstadt). Diese glückliche Veranlagung gepaart mit einem hohen Grad an Intelligenz (lernt also schnell) macht ihn in jedem Fall zu einer einmaligen besonderen Rasse und zu einem echten Gefährten und Kompagnon.

Zur Haltung des Shar-Pei sei noch zu sagen, dass er im Haus gehalten werden sollte, es ist ein feinfühliger Hund, der Ihre Nähe braucht und sucht. Als Kurzhaarhund ist er leicht in der Pflege und Welpen werden schnell stubensauber (tägliches Bürsten oder regelmäßige Hundefriseurbesuche sind nichts für mich).
(Quelle: http://www.vdh.de/welpen/mein-welpe/shar-pei)

Na wer kommt auf meine ersten Gedanken? - Der perfekte Hund für mich!

Damit war dann aber auch wieder ein Teil der gut durchdachten Suchplanung Geschichte. Eigentlich wollte ich einen Hund aus einem regionalen Tierheim, weil ich 1. der Meinung bin, dass es hier genug Hunde gibt, die ein neues Zuhause suchen und zweitens wollte ich den Hund persönlich kennen lernen, bevor sie oder er den Job in der Hundeschule und einen Platz auf meiner Couch bekommt. Sie oder er stand eigentlich nie zur Debatte. Einen prolligen Rüden hatte ich mehr oder weniger 12 1/2 Jahre lang, wobei ich ihn ja auch genau dafür geliebt habe. Wäre Panch Anfangs kein Arschloch gewesen, wäre ich nie Hundetrainer geworden. (Du weißt genau wie ich das meine Panch!) Einen Hund der mich auf den Weg gebracht hat, hatte ich. Jetzt ist es Zeit für einen friedlichen Hund, der mitarbeiten kann. Eine Hündin schien mir da nach persönlicher Statistik, die bessere Wahl zu sein.

Also am nächsten Morgen ab ans Telefon, in Köln angerufen und erfahren: Molly ist schon vermittelt...war ja klar. Was tun? "Shar Pei Mix Tierheim Köln Bonn Umgebung" googlen. Und siehe da...keinen anderen gefunden. War da nicht was mit -seltenste Hunderasse der Welt - Von der Rassebeschreibung und der sympathischen Optik begeistert, war der nächste Schritt irgendwie klar: Vorsätze über Bord, Shar Pei in Not googlen und so tun als hätte man nie etwas über deutsche Tierheime gesagt ;) Und dann war die Auswahl in und um Europa gar nicht mehr so klein.

Also kam die nächste Frage auf: Wie alt soll sie denn sein?

Welpe? Pubertierender Junghund? Junge erwachsene Hündin? Oder vielleicht doch schon im besten Hundealter angekommen und einem Hund helfen, der es jeden Monat schwerer hat ein Zuhause zu finden?

Welpe? War immer mein Wunsch! Der Hundetrainer muss ja auch mal selbst einen Hund groß gezogen haben. Aber die Hundeschule läuft zu gut, ich bin viel unterwegs und sie soll mich ja begleiten und helfen...in ein paar Wochen oder Monaten nicht in 1-2 Jahren. Den Welpen ziehe ich also ein anderes Mal groß.

Pubertierender Junghund? Jung, frisch, wild, und eigensinnig? Na wenn ich schon die Sozialisierung- und die Rudelordnungsphase verpasst hab, brauch ich mir die Pubertät nicht unbedingt geben. Außerdem lernt mein Sohn grad laufen, räumt alle Schubladen aus, schmeißt schon wieder den XBox-Controller volle Lotte auf den Boden und strahlt dabei von einem Ohr zum Anderen... ein Chaot reicht ;) War n Spaß Mads, du bist großartig! Deswegen auch keinen unkoordinierten Rebellenhund, der seine Freude daran hat, deine Laufübungen zu torpedieren und dich ständig über den Haufen zu rennen.

Hund im besten Alter? Ich hab grad erst den Verlust eines Hundes hinter mir, das nächste Mal hat noch verdammt lang Zeit. Und es gibt ja dann auch noch genug Menschen, die einem 5jährigen Hund vielleicht eine Chance bieten.

Also die junge erwachsene Hündin? Erwachsener Hund mit guten, schlechten oder gar keinen Erfahrungen aus dem Tierschutz...die klassische Wundertüte. Aber die Tierheime hier hatten nichts für mich und ein Welpe also Hund vom Züchter war eh raus. Ein bisschen Risiko machts spannender und gründliches Nachfragen beim Verantwortlichen kann ja auch helfen. Bei der Rassebeschreibung kann dann eh nicht so viel schief gehen...(warte mal Mix heißt, da steckt noch mehr drin...äh ja: dem Tierschutzverein viele Fragen stellen eben).

Was? Geklärt.
Wie alt? Geklärt?
Woher? Geklärt (www.tiervermittlung.de)
Wann? Ich hatte oben was von Sommerferien geschrieben....boah das dauert noch ewig. Osterferien? Besser.

Vorraussetzungen abgehakt! Jetzt fehlt nur noch "die" Hündin. Beim durcharbeiten der Anzeigen, habe ich 4 gefunden, die mich dirket interessiert haben. Also 4 Anfragen verschickt. Alle haben auch ziemlich zügig geantwortet. Die Erste war raus aus der Vermittlung. Sie war wohl unbemerkt Schwanger und hat grad Welpen bekommen. Die Zweite war Goia, die zur Zeit im Tierheim in der Türkei sitzt und eine gruselige Geschichte hinter sich hat, die sie aber wohl ganz gut verarbeitet hat. Nummer 3 saß im Tierheim in Rumänien, die alten Besitzer waren überfordert mit einem Welpen, so dass sie jetzt schon 1 Jahr dort beim Tierschutz lebt. Nummer 4 hatte eine kuschelige Pflegefamilie in Deutschland. Na? Für wen habe ich mich entschieden..ach äh, der Blogg heißt ja Goia ;) Nach der Lektion von Molly hab ich nicht mehr bis zum nächsten Tag gewartet und direkt zurück gerufen....und viele Fragen gestellt. Gut... viele Fragen...ich habe einige Kunden, mit schlechten Erfahrungen in der Richtung. Leicht schüchterne, aber ansonsten aufgeschlossene Hündin... die dann die ersten 3 oder 4 Wochen nicht aus ihrem Versteck unter der Treppe raus gekommen ist und sich bei jeder unerwarteten Bewegung am liebsten in Luft auflösen würde (wird aber langsam besser). Liebenswerter temperamentvoller Rüde...der am liebsten alle Hunde, die in sein Blickfeld kommen sofort kalt machen würde und wenn man schon dabei ist, kann man auch nach Kindern schnappen und sich über alles andere auch furchtbar aufregen (ist nach der Kindergeschichte, sofort zurück zum Tierschutz). Aber ich hatte ein gutes Gefühl bei dem Gespräch, keine auffälligen Pausen und das was gesagt wurde, hat sich auch aufrichtig angehört. Und wenn nicht alles stimmt, ich hab den Hundetrainer ja quasi im Haus. Wichtig ist mir und das habe ich auch im Gespräch deutlich gemacht: ein offenes, freundliches Gemüt, das sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt, verträglich mit Rüden und Hündinnen, keine Panik in der Stadt und natürlich ein vernünftiger Umgang mit Kindern jeden Alters (auch ein Grund für die Entscheidung: Hündin).

Und jetzt? Sitze ich hier und warte. Da die Gute aus der Türkei, also einem nicht EU-Land, kommt, dauert alles etwas länger als in Spanien oder Rumänien. Wenn alles glatt läuft ist sie anfang April hier, noch mehr als einen Monat warten. Nur weil ich beruflich sehr geduldig sein muss, heißt das ja nicht das ich das auch privat bin ... wie das halt so ist, wenn man sich auf etwas freut. Es läuft alles, morgen früh kommt jemand zur Vorkontrolle (Mist gleich 1 Uhr nachts und nichts ist aufgeräumt...). Eigentlich fällt mir kein Grund ein, der gegen mich sprichen könnte. Qualifizierter als ein Hundetrainer geht wohl nicht als Hundehalter und eine Aufgabe bekommt der Hund auch. Langeweile wird sie mit sicherheit nicht haben. Ein bisschen aufgeregt bin ich aber schon ... Obs geklappt hat oder nicht, lest ihr dann im nächsten Teil.